„90 JAHRE GEHEIMTREFFEN DER NSDAP-FÜHRUNG MIT WIRTSCHAFTSFÜHRERN / ERNST TENGELMANN AM 20.2.1933“
Am Dienstag, den 21.2.2023 von 10:30 – 11:30 Uhr, in Essen-Heisingen, vor dem Gebäude Bahnhofstraße 65 (Ruhrbahn-Haltestelle „Tengelmann-Ring“) mit kurzem Rundgang zur Bahnhofstraße 17
Veranstalter: Prof. Dr. Klaus Kost, Henner Höcker (Vors. der Bürgerschaft Heisingen), Jan-Karsten Meier (Ratsherr)
Am 20.2.1933 trafen der Reichskanzler Adolf Hitler (gerade am 30.1.1933 ernannt) und Hermann Göring mit den führenden 27 Industriellen – darunter auch Ernst Tengelmann (Vorstandsvorsitzender der Essener Steinkohlebergwerke AG) – in Berlin zusammen. Nach der enttäuschenden und für die NSDAP kostspieligen Reichstagswahl am 6.11.1932 benötigte die Partei dringend Wahlkampfspenden für die bevorstehende Reichstagswahl am 5.3.1933, um die 2/3-Mehrheit für das „Ermächtigungsgesetz“ – und damit das Ende der Weimarer Republik – zu erkämpfen. Ernst Tengelmann leistete einen erheblichen Beitrag zum entscheidenden Spendenaufkommen von ca. 3 Mio. Reichsmark. In den Wahllokalen schüchterten SA-Männer die Wähler ein, die NSDAP gewann die Wahl, und die Gewaltherrschaft und Kriegsvorbereitung begannen. Ohne die Gelder der Industrie und Tengelmann wäre dies wohl so nicht erfolgt.
Während der Nazi-Herrschaft arbeitete Tengelmann eng mit Friedrich Flick, der in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt wurde, bei Sklaven- und Zwangsarbeit und Enteignungen zusammen.
Ernst Tengelmann war sowohl Stadtrat in Essen (bis 1945) und IHK-Präsident (bis 1943). Er starb 1954.
In der Zeche Carl-Funke, also im Verantwortungsbereich seines Sohnes Wilhelm Tengelmann (Wehrwirtschaftsführer, SS-Obersturmbannführer und putschender Offizier im Kapp-Putsch), wurde zwischen den Jahren 1947 und 1954 Alois Brunner, die „rechte Hand“ von Adolf Eichmann bei der industriellen Vernichtung der europäischen Juden, unter falschem Namen versteckt. Brunner wohnte im Stauseebogen 114 in Heisingen.
In der Bahnhofstraße 17 wohnte eine der wenigen jüdischen Familien in Heisingen. Über ihr Schicksal wird ebenso berichtet, wie über Widerständlerinnen und Orte der Zwangsarbeit.
Quellen: Thorben Pieper („Ernst Tengelmann … und die Hintergründe der Strassenbenennung Ernst-Tengelmann-Ring in Essen“, 2021); Wikipedia (Ernst Tengelmann, Wilhelm Tengelmann, Alois Brunner, Friedrich Flick)